Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz von weniger als 1,5 Milliarden Euro zählen in vielen Statistiken zum Mittelstand. Hier findet sich eine zahlenmäßig große Anzahl an Corporate Schuldscheindarlehen, sie haben aber prozentual nur einen relativ kleinen Anteil von gerade einmal 20%. Im Jahr 2017 sah der Markt insgesamt 63 Unternehmen mit Umsätzen unter einer Milliarde Euro, die auf dem Schuldscheinmarkt emittierten.

Hauptgrund für den Klein- und Mittelstand, sich an den Schuldscheinmarkt zu wenden, ist ein Finanzierungsbedarf aufgrund größerer Veränderungen im Unternehmen. Zudem haben kleinere Unternehmen seltener Zugang zum klassischen Kapitalmarkt, da sie für Bond-Emissionen weder die Größe noch den Bekanntheitsgrad haben. Sie nutzen den Schuldscheinmarkt als ersten Schritt in Richtung Kapitalmarkt. Finanziert werden neben der Refinanzierung fällig werdender Kredite und Schuldscheindarlehen vor allem:

  • Generationswechsel
  • Eigentümerwechsel und damit Änderungen in der Kapitalstruktur
  • M&A Finanzierung
  • Investitionen in Innovation und neue Produktsparten (CapEx)
  • Investitionen in Digitalisierung
  • Investitionen in Internationalisierung

In einer Studie der Europäischen Kommission aus 2017 gaben zudem 63% der befragten Unternehmen an, dass für sie die Verbreiterung der Fundingbasis die wichtigste Rolle bei der Entscheidung für ein Schuldscheindarlehen spielte.

Ein Hindernis gerade für kleinere Unternehmen, sich am Kapitalmarkt zu etablieren, ist der fehlende Bekanntheitsgrad sowie die geringere Transparenz aufgrund geringerer Reportingpflichten und der generell anders gestalteten Betriebsstruktur. Es fehlt in der Regel ein professionelles Investor Relations Team, und nicht selten gibt es unter den häufig zudem familiengeführten Unternehmen wenig Bereitschaft, detaillierte Informationen zum Geschäft und der Unternehmensstrategie offenzulegen.

Das Schuldscheindarlehen bietet hier eine gute Alternative, auch als erster Schritt in Richtung Kapitalmarkt. Das Treasury Management kann dadurch erste Strukturen aufbauen, um professionell mit Investoren umzugehen.

Die fehlende Professionalität im Treasury vieler Familienbetriebe zeigt sich in höheren Kapitalkosten. Laut einer Studie von Roland Berger aus Oktober 2018 zahlen Familienunternehmen auf Kredite im Schnitt 40 Basispunkte höhere Zinsen als andere Unternehmen gleicher Größe. Der Gang an den Schuldscheinmarkt kann hier günstige Finanzierungsmöglichkeiten eröffnen, selbst nach einem Spread-Aufschlag für geringe Größe und fehlende Liquidität. Auf Seite der begleitenden Arrangeure besteht bei kleineren Unternehmen ein erhöhter Aufwand sowohl in der Analyse als auch in der Begleitung der Emission.