Die Verwerfungen am Kapitalmarkt im Zuge der Corona-Maßnahmen und der darauf folgenden Börseneinbrüche haben auch Verunsicherung in den Schuldscheinmarkt gebracht. Entsprechend zurückhaltend waren Investoren und Emittenten im März. Einige haben sich trotzdem auf den Markt gewagt, entweder mit Ankündigungen für geplante Emissionen in naher Zukunft oder auch mit neuen Schuldscheinen.

Schuldschein-Bewertung bringt Stabilität in volatile Portfolien

Das Interesse der Investoren ist nach wie vor vorhanden, möglicherweise auch getrieben durch die Suche nach stabilen Alternativen in Zeiten volatiler Aktien- und Bondmärkte. Gerade jetzt ist die Bewertung von Schuldscheindarlehen mit Anschaffungskosten ein Eckpfeiler für Bewertungsstabilität in ansonsten volatilen Portfolien. Denn Schuldscheindarlehen müssen nicht mark-to-market bewertet werden. Erst bei einer dauerhaften Wertminderung müssen sie auf den niedrigeren Wert abgeschrieben werden. Von täglichen Marktwertveränderungen aufgrund nervöser Kapitalmärkte bleiben sie aber verschont. Das ist gerade für Asset Manager und Versicherungen eine wichtige Komponente, die Schuldscheindarlehen aktuell doppelt attraktiv macht.

Erfolgreiche Platzierungen aus der Fahrzeug- und Automobilbranche

Trotz Nervosität aufgrund von Corona konnte beispielsweise der Nutzfahrzeugzulieferer SAF-Holland einen 250 Millionen Euro großen Schuldschein platzieren. Mit Tranchen zwischen 3 und 10 Jahren und Spreads zwischen 145 Basispunkten für die 3 Jahre und einem fixen Kupon von 2,5% für die 10 Jahre waren die Spreads durchaus attraktiv. Die Erlöse sollen laut dem Unternehmen hauptsächlich für die Refinanzierung fällig werdender Anleihen und Schuldscheindarlehen verwendet werden.

Die Automobilbranche ist im März stark vertreten. Auch Daimler konnte einen kleinen, 25 Millionen großen Schuldschein mit zwei Jahren Laufzeit platzieren. BMW war gleich mit 200 Millionen Euro im Markt, mit einer Laufzeit von fünf Jahren und einem Spread von 150 Basispunkten. Noch also scheinen Geldgeber der Automobilbranche wohlwollend gegenüber zu stehen, trotz des bereits eingetretenen Nachfrageschocks für Fahrzeuge und Problemen mit der globalen Lieferkette.

Nachhaltigkeits-SSD das in Wirklichkeit gar nicht so nachhaltig ist

Nachhaltigkeit steht bei Investoren hoch im Kurs. So konnte die in Stuttgart beheimatete Dürr AG als Maschinen- und Anlagenbauer auch erfolgreich einen 115 Millionen großen Nachhaltigkeits-Schuldschein platzieren. Der Erlös geht hauptsächlich in die Refinanzierung und war mit vergleichsweise niedrigen Spreads gesegnet (5 Jahre bei 65-80bp, 7 Jahre bei 80-95bp, 10 Jahre bei 95-110bp). Die Kupons können sich über die Laufzeit um jeweils zwei Basispunke (0,02%) nach oben oder unten bewegen, je nach Entwicklung des ESG-Ratings der Dürr AG. Diese klitzekleine, digitale ESG-Option wird wohl niemanden vom Hocker reißen, sorgt aber dafür, dass das Schuldscheindarlehen das Thema Nachhaltigkeit im Namen führen kann, ohne dass die Erlöse in irgendeiner Weise nachhaltigen Zwecken dienen müssen.

Manche Branchen hatten es schwer

Investoren suchten nicht nur an den Aktienmärkten nach Unternehmen, die möglichst krisenbeständig gegenüber dem Corona-Schock sind. Andere Branchen hatten es hingegen schwer. Die Lufthansa und auch den Fraport traf es hier besonders hart mitten in der Vermarktung ihrer Schuldscheindarlehen. Die Lufthanse hatte bereits Ende Februar 150 Millionen Euro über den Schuldscheinmarkt aufgenommen und war Anfang März wieder mit 200 Millionen unterwegs. Die 200 Millionen konnten zumindest offiziell platziert werden. Mit einer Laufzeit von zwei Jahren und einem Kupon von 0,4% scheint die Emission aber nicht allzu viel Interesse getroffen zu haben, denn die Emission wurde – im Gegensatz zu dem, was im Schuldscheinmarkt sonst sehr üblich ist – nicht erhöht. Zudem hat das Angebot auf dem Schuldscheinmarkt Nervosität unter den Anleihe-Investoren der Lufthansa ausgelöst. Die Kurse der Lufthansa-Anleihen sind nach Ankündigung der erneuten Schuldschscheinemission dramatisch gesunken. Die Rendite der 2024 Benchmark-Anleihe sprang laut Bloomberg daraufhin von 0,6% auf 2,7%. Zudem wird am 17. Juni 2020 ein 235 Millionen großes Schuldscheindarlehen der Lufthansa fällig, das refinanziert werden will. Die finanzielle Lage der Luftfahrtbranche könnte schwieriger kaum sein. Wer die 200 Millionen des neuen 2-jährigen Schuldscheins trotzdem auf die Bücher genommen hat, ist leider nicht bekannt, auszuschließen ist aber nicht, dass ein Großteil bei den begleitenden Banken verblieben ist.