Im November ging es auf dem deutschen Schuldscheinmarkt etwas ruhiger zu als die Monate davor. Ein Hinweis darauf, dass viele Investoren ihre Investitionssummen für 2019 bereits erfüllt haben, könnten die immer häufiger werdenden Forward Tranchen sein, die Teile des Emissionsvolumens ins nächste Jahr verschieben. Immerhin wurden bis Ende November schon 25,6 Mrd. Euro an Nominal emittiert. Doch gänzlich ruhig war auch der November nicht.

Ausländische Emittenten immer häufiger vertreten

Mit der spanischen Gestamp Automoción, ein Automobilzulieferer für Stahlteile, war Anfang November wieder ein ausländisches Unternehmen mit einem Schuldschein aktiv. Die 185 Mio. Euro große Emission mit 3,5 bis 6,5 Jahren Laufzeittranchen enthielt auch eine kleinere 5-jährige Dollar-Tranche für Interessenten aus dem asiatischen Raum. Die schwedische Medicover nahm insgesamt 140 Mio. Euro auf, in Tranchen von 5 Jahren (120bp), 7 Jahren (150bp) und 10 Jahren (160bp). Insgesamt stammt ein Drittel des bisherigen Jahresvolumens von ausländischen Emittenten.

Internationale Arrangeure auf dem Vormarsch

Neben ausländischen Emittentinnen werden auch immer mehr internationale Banken auf den bisher von deutschen und österreichischen Banken dominierten Schuldscheinmarkt aufmerksam und pitchen als Arrangeure. Die Eintrittsbarrieren sind dank der geringen Komplexität der Dokumentation und der neuen LMA Standarddokumente gering. Aktuell haben die als Arrangeure dominanten Landesbanken noch den Vorteil, dass sie den exklusiven Zugang zu den Sparkassen und Volksbanken als Käufer der Schuldscheindarlehen im Kreditersatzgeschäft haben. Doch internationale Emittenten locken auch immer mehr internationale Investoren an, und hier sind die Landesbanken klar im Nachteil. Bildet sich mittelfristig ein Markt mit zwei getrennten Segmenten?

Rheinmetall, Meyer Werft und Dermapharm

Bei den heimischen Emittenten war die Rheinmetall mit 75 Mio. Euro vertreten, aufgeteilt in Tranchen von 5 Jahren, 7 Jahren und 10 Jahren und Spreads zwischen 0,85% – 1,25%. Die norddeutsche Meyer Werft konnte 110 Mio. Euro über den Schuldscheinmarkt aufnehmen, mit Laufzeiten von 4 Jahren (90-110bp), 7 Jahren (120-140bp) und 10 Jahren (140-160bp). Gut verkauften sich auch die 100 Mio. Euro der aus dem Medizinprodukte Bereich stammenden Dermapharm AG, mit Tranchen von 5 Jahren (80-100bp), 7 Jahren (100-120bp) und 10 Jahren (120-140bp).

Lenzing stärkt den Markt für nachhaltige Schuldscheindarlehen

Die Gruppe der nachhaltigen Schuldscheindarlehen erhält mit einer 500 Mio. Euro großen Emission der österreichischen Lenzing weiteres Volumen. Für die Interessenten aus Asien, ein Markt in dem Lenzing mit seinen hochwertigen und innovativen Fasern sehr aktiv ist, wurden US-Dollar Tranchen aufgelegt. Insgesamt gab es Tranchen mit Laufzeiten von 5 Jahren (EUR 85-100, USD 120-135), 7 Jahren (EUR 105-120, USD 145-165) und 10 Jahren (EUR 125-140).

Sekundärmarkt: Verkaufsdruck bei schlechten Nachrichten

Aktivität gab es im November auch auf dem Sekundärmarkt. Der Automobilzulieferer Leoni AG, der aktuell einige Schuldscheindarlehen in Umlauf hat, ist in Schwierigkeiten geraten. Auf dem Sekundärmarkt wurden deshalb von mehreren Investoren Stücke günstig angeboten. Der Verkaufsdruck auf dem Sekundärmarkt ist für das Unternehmen eine schlechte Nachricht, steht doch im März 2020 ein Schuldscheindarlehen zur Refinanzierung an.