Das Schuldscheindarlehen ist ein klassischer Ersatz für langfristige Kreditzusagen oder Corporate Bonds. Aus Emittentensicht sind Schuldscheindarlehen attraktiv, da sich über sie die Bandbreite der Geldgeber vergrößert (Diversifizieren der Gläubiger). Die Abhängigkeit von der Hausbank oder einem Bankenkonsortium wird reduziert. Zudem sind Schuldscheindarlehen häufig mit einem fixen Zinssatz versehen, und ein Zinsswap als Hedge gegen Zinsänderungsrisiken erübrigt sich dadurch.
Auch die Langfristigkeit von Schuldscheindarlehen mit Laufzeiten bis zehn Jahre für fix verzinste Tranchen ist attraktiv. Hinzu kommt, dass die Dokumentation mit nur wenigen Seiten ausgesprochen schlank ist, nicht zu vergleichen mit dicken Prospekten für Wertpapieremissionen. Es gibt keinerlei Publizitätspflichten, und nicht einmal der Deal selbst muss an die Öffentlichkeit geraten. Da Schuldscheine weder Wertpapiere sind, noch gehandelt werden können und auch keine Angebote an Privatanleger darstellen, fallen sie zudem nicht unter MiFID II. Nicht einmal ein externes Credit Rating ist nötig, um am Schuldscheinmarkt teilzunehmen. Auch kleinere Beträge ab wenigen Millionen Euro können über den Schuldscheinmarkt finanziert werden, und das zu vernünftigen Kosten und ohne die Bindung an ein bestimmtes Bau- oder Projektvorhaben.
In der Abwicklung selbst ändert sich für die Emittentin nicht besonders viel, denn die regelmäßige Bedienung des Schuldscheindarlehens sowie die Darstellung in der Bilanz ähneln stark den Abläufen eines endfälligen Kredits. Der Vorteil des Diversifizierens der Geldgeber durch die Hinzunahme reiner Finanzinvestoren hat allerdings aus Unternehmenssicht den Nachteil, dass nachträgliche Änderungen nicht oder zumindest sehr schwer in Frage kommen, und die Verwaltung sich ändernder Gläubiger einen gewissen Mehraufwand bedeuten kann.
Auf Seite des Geldgebers haben Schuldscheindarlehen ebenfalls Vorteile gegenüber einem Kredit. Ein Versicherungsunternehmen kann über ein Schuldscheindarlehen direkte Credit Exposure gegenüber einem Unternehmen erlangen, ohne eine Banklizenz besitzen zu müssen. Banken können über Schuldscheindarlehen Kreditersatzgeschäft betreiben, und nicht genutzte Kreditzusagen werden zusätzlich reduziert.
Institutionelle Investoren werden von attraktiven Renditen und neuen Namen angelockt, und selbstverständlich von der Bilanzierung zu Anschaffungskosten. Zudem sind Schuldscheindarlehen begrenzt handelbar und können bei Bedarf per Zession abgetreten werden. Dafür hat sich ein reger Vermittlermarkt entwickelt, der sich nicht nur mit der Platzierung neu begebener Schuldscheindarlehen beschäftigt, sondern auch den Sekundärmarkt betreut.
Aus Sicht von Bank und Sparkasse haben Schuldscheindarlehen ebenfalls Vorteile. Sie betreuen die Emission, vermitteln dem Unternehmen notwendiges Kapital, erhalten so die Geschäftsbeziehung, müssen aber kein eigenes Risikokapital einsetzen. Das spart besonders im non-rated und long-dated Bereich wertvolles Eigenkapital. In der Praxis wird die Bank oder Sparkasse für das Unternehmen weiterhin als Finanzierungspartner im kurzfristigen Bereich tätig sein. Für das Arrangieren des Schuldscheindarlehens gibt es zudem oft satte Margen, gefördert durch eine gewisse Intransparenz des Schuldscheinmarktes.