Er ist absoluter Markt-Standard bei bisherigen Schuldschein-Transaktionen: Der 0% Floor für die Kuponfestsetzung. In jeder Ankündigung der Price-Range, ob fix oder variabel verzinst, wird der 0% Floor heute automatisch eingefügt. Doch ist er noch zeitgemäß? Kann er sich halten?
Bisherige Zinsuntergrenze gegen negative Referenzsätze
Der Floor von 0% hat sich im Laufe der Jahre aufgrund der lang anhaltenden Negativzinsen am kurzen Ende etabliert. Die Kuponfestsetzung bei Schuldscheindarlehen wird zunächst immer als Spread auf Midswap, Euribor oder die entsprechende Bundesanleihe indiziert, selbst bei später fix verzinsten Tranchen. Da aber viele der Referenzsätze seit Jahren im negativen Bereich handeln – selbst im Mid-Swap sind wir aktuell bis sieben Jahre negativ – hat es sich als praktisch erwiesen, hier einen Floor von null Prozent einzuziehen. Die Zinsuntergrenze von 0% bezieht sich dabei direkt auf den verwendeten Referenzindex. Der indizierte Spread wird dadurch in jedem Fall als Zins bezahlt, selbst wenn der Referenzsatz negativ ist. Gerade bei variablen Tranchen ist das eine ausgesprochen wertvolle Zinsoption!
Das erste Schuldscheindarlehen mit negativem Floor
Das landeseigene Berliner Immobilienunternehmen Gewobag ist aktuell mit einem 150 Millionen großen Schuldscheindarlehen unterwegs, das anstatt des üblichen 0% Floors einen negativen Floor von -0,15% anbietet. Als Erklärung wird geboten, Investoren müssten die negativen Benchmark-Sätze mittragen. Der geplante Spread soll für eine 5-jährige Tranche 50bp betragen, was durch den Negativfloor bedeuten könnte, dass der Investor nur noch 0,35% bekommt. Aktuell handelt der 5-jährige Midswap in Euro bei -0,19283% und der 5-jährige At-the-Money Strike auf den 6-Monats-Euribor wäre bei knapp -0,16%. Ein Euribor-Floor mit Strike 0% ist übrigens aktuell etwa 150bp wert.
Rein von der Bewertungsseite kommend muss man sagen, dass selbst ein Floor von -0,15% einen gar nicht so unbeträchtlichen Wert besitzt da er deutlich im Geld liegt. Schließlich zahlt der Floor immer noch etwas aus, denn der Referenzzins liegt noch tiefer. Warum die Gewobag ihren Spread nicht gleich bei 35bp festgesetzt hat, könnte man sich da fragen. Oder den Floor komplett weglassen und stattdessen auf einen Kuponfloor von 0% umstellen, wie man ihn von Anleihen kennt, das wäre eine ehrlichere Variante gewesen.
Nur für hochwertige Emittenten?
Im Fall der Gewobag, einem landeseigenen Unternehmen, dürfte auch das exzellente Rating von A2 und die Garantie des Landes eine Rolle spielen. Selbst bei derart niedrigen Spreads dürften sich ausreichend Interessenten finden. Von diesem Vorteil profitieren die meisten Emittenten auf dem Schuldscheinmarkt nicht. Eine Abkehr von der etablierten 0%-Floor-Klausel dürfte deshalb aktuell (noch) nicht die Regel sein. Nicht vergessen sollte man dabei aber, dass die Nachfrage nach Schuldscheindarlehen seit Jahren größer ist als das Angebot und Emittenten immer mehr Konditionen diktieren können.