Eine Eigenheit von Schuldscheindarlehen, die sie von klassischen Corporate Bonds unterscheidet, ist die häufig gewählte Tranchierung. In ein und derselben Emission werden unterschiedliche Tranchen angeboten, die sich sowohl in ihrer Laufzeit,Währung als auch in der Höhe und Art der Verzinsung sowie möglichen Sicherheiten (Covenants) unterscheiden.

Vor allem bei größeren Emissionen sind oft mehrere Tranchen zu finden, die ihrerseits wiederum an Investoren gehen, deren Zahl in die Hunderte gehen kann. Die Flexibilität hinsichtlich der Aufteilung der Finanzierung ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil von Schuldscheindarlehen. Schließlich kann so einerseits dem (Re)Finanzierungsbedarf des Unternehmens als auch den Anlagebedürfnissen von Investoren Rechnung getragen werden. So enthielten im Jahr 2017 die bekannten 137 Schuldscheinemissionen insgesamt 613 verschiedene Tranchen, bei einem Gesamtvolumen von 24,1 Milliarden Euro.

Im Schnitt hatte also jeder Deal 4,6 Tranchen. Je nach Marktlage richtet sich die Ausgestaltung der Tranchen nach den Bedürfnissen des Emittenten oder jener der Investoren. Da Schuldscheindarlehen ein äußerst flexibles Finanzierungsinstrument darstellen, mit einer sehr leichten Dokumentation, sieht man immer wieder Emissionen, denen in der letzten Sekunde Tranchen hinzugefügt oder Tranchen gestrichen werden.

Die häufigsten Laufzeiten der Tranchen liegen im Mittel zwischen fünf und sieben Jahren. Aufgrund des gesetzlichen Kündigungsrechts finden sich nur sehr vereinzelt Tranchen mit Laufzeiten länger als zehn Jahre.

In den letzten Jahren ist die Anzahl der Tranchen pro Deal laufend gestiegen. Im Jahr 2010 hatten Schuldscheinemissionen im Schnitt drei Tranchen, heute geht der Trend in Richtung fünf. Das liegt auch an der zunehmenden Internationalisierung des Schuldscheinmarktes und damit einer größeren Bandbreite an interessierten Investoren, die ihrerseits wieder sehr individuelle Anlagebedürfnisse haben. Im Jahr 2018 betrug das durchschnittliche Emissionsvolumen 180 Millionen Euro, wobei jede Tranche im Schnitt 39 Millionen Euro groß war. Diese Durchschnittsbeträge sind allerdings mit Vorsicht zu verwenden, denn die Daten werden von einigen Mega-Deals deutlich verzerrt, und vor allem bei kleineren Transaktionen sind nicht alle bekannt.

Fix und variabel verzinste Tranchen

Die österreichische Porr AG begab im Februar 2019 zwei Schuldschein-Transaktionen. Einmal über 100 Millionen Euro, und dann nochmal über 98 Millionen Euro (geplant waren zunächst 50 Mio. EUR). Beide Deals hatten die gleichen Tranchen und Preise:

  • Fix verzinste Tranche mit 4 Jahren Laufzeit und einem Spread von 140-160bps
  • Fix verzinste Tranche mit 5 Jahren Laufzeit und einem Spread von 160-180bps
  • Fix verzinste Tranche mit 7 Jahren Laufzeit und einem Spread von 195-215bps
  • Variabel verzinste Tranche 6-Monats-Euribor (0% Floor)

Hinzu kommt eine Zinsklausel. Der Zins steigt um 50bps, wenn die Nettoverschuldung/Ebitda >=3x

Unterschiedliche Laufzeiten

Ein anderes Beispiel: Der deutsche Discounter Lidl plante im Januar 2019 ursprünglich eine Emission von 300 Millionen Euro, erhöhte das Volumen aufgrund der guten Nachfrage dann aber auf 500 Millionen Euro. Emittiert wurde hier in zwei Tranchen:

  • Fix verzinste Tranche mit 5 Jahren Laufzeit und einem Spread von 65-75bps
  • Fix verzinste Tranche mit 7 Jahren Laufzeit und einem Spread von 75-85bps

Tranchen mit unterschiedlichen Währungen

Doch nicht nur Zinsen und Laufzeiten können von Tranche zu Tranche verschieden sein, auch die Währung kann innerhalb einer Emission variieren. Immer wieder nutzen Unternehmen den Schuldscheinmarkt, um sich in Fremdwährung zu refinanzieren. Die mit Abstand beliebteste Fremdwährung ist dabei der USD, gefolgt von Schweizer Franken, dem Britischen Pfund und der Tschechenkrone. 2017 fanden 125 reine Euro-Emissionen statt, 10 Emissionen mit USD-Tranchen, eine mit Britischen Pfunden sowie ein Schuldscheindarlehen mit Tschechischen Kronen Tranchen. Im Jahr 2018 gab es 161 reine Euro-Deals, 11 Schuldscheindarlehen mit USD-Tranchen sowie eine Emission mit Tranchen in Tschechischen Kronen.

Im Januar 2019 emittierte die österreichische SeneCura Kliniken ein 63 Millionen Euro Schuldscheindarlehen, das an 10 Investoren verkauft wurde. Geplant waren zunächst 30 Millionen Euro, doch das Interesse auf Seite der Investoren war so gut, dass sich das Unternehmen entschloss, das Volumen mehr als zu verdoppeln. Das Besondere in diesem Fall: Das Schuldscheindarlehen wurde in insgesamt fünf Tranchen aufgeteilt, die unterschiedliche Währungen aufweisen. Die Euro-Tranchen enthalten 85% des Volumens, die CZK-Tranchen 15%. 5 Jahre EUR-Tranche, fix zu 140-160bps 5 Jahre CZK-Tranche, fix zu 110-130bps 7 Jahre EUR-Tranche, fix zu 170-190bps 7 Jahre CZK-Tranche, fix zu 140-160bps 10-Jahre EUR-Tranche, fix zu 200-220bps