Der Februar war nach einem guten Start ins Jahr etwas ruhiger im deutschen Schuldscheinmarkt. Dabei gab es trotzdem einige interessante Vorankündigungen für Emissionen in den kommenden Monaten. So überlegt Miltenyi Biotec an den Schuldscheinmarkt zu kommen, und auch die Telefonica erwägt eine Emission, zusammen mit einigen kleineren Emittentinnen wir Gasag, Hörbiger und der schwedischen Klovern. Die interessanteste Ankündigung kommt von Porsche, die wieder einen grünen Schuldschein planen. Für März arbeitet zudem Dürr an einem weiteren Nachhaltigkeits-Schuldscheindarlehen.

ESG Nachfrage reißt nicht ab

Die Nachfrage nach Schuldscheindarlehen, die an ökologische, soziale oder Nachhaltigkeitsaspekte gebunden sind, lässt nicht nach. Nun überlegt sogar die Telefonica Deutschland, sich mit einem ESG gelinkten Schuldscheindarlehen auf den Markt zu wagen. Dem Unternehmen gefallen vor allem die Marketing- und Reputationsvorteile, die ESG gelinkte Emissionen bringen. Nachhaltigkeit und Umweltschutz liegen einfach im Trend. Das zeigt auch die überzeichnete Emission von Faber-Castell, deren Nachhaltigkeits-Schuldschein von 30 Millionen Euro auf 55 Millionen Euro aufgestockt wurde. Das ESG-Schuldscheindarlehen von Voith wurde sogar von 200 Millionen Euro verdoppelt auf 400 Millionen Euro.

Sorgen bereitet das mögliche LIBOR Ende

Auch der Schuldscheinmarkt bleibt vor den LIBOR Sorgen nicht verschont. Denn geht es nach den britischen und amerikanischen Aufsichtsbehörden, wird die Berechnung der LIBOR Referenzzinssätze mit Ende 2021 eingestellt. An ihre Stelle sollen Overnight Sätze treten, deren Funktionsweise und Fundamentaldaten allerdings grundverschieden sind zu den bisher verwendeten LIBORs. Offen ist nach wie vor die Frage, wie mit Altgeschäft verfahren wird, denn die Änderung von Zinssätzen bedarf beim Schuldscheindarlehen grundsätzlich der Zustimmung aller Investoren der jeweiligen Tranche. Das belastet Emissionen in USD. Die Euro denominierten Emissionen sind von diesem Drama glücklicherweise nicht betroffen, denn den EURIBOR wird es vorerst unverändert weiter geben.

Die Corona Krise hat auch den Schuldscheinmarkt getroffen

Die allgemeine Unsicherheit an den Kapitalmärkten hat auch den Schuldscheinmarkt getroffen. Besonders gelitten hat die Vermarktung des Lufthansa Schuldscheins, nachdem die Lufthansa aufgrund von Corona und der allgemeinen Krise der Tourismus Branche in Schwierigkeiten geraten war. Der Corporate Schuldscheinmarkt könnte deshalb durchaus einen Angebots- und Nachfragedämpfer erhalten.

Interessante Neuemissionen

Die Ungarische Entwicklungsbank ist mit einen 300 Millionen Euro großen Deal an den Markt gekommen, einer Mischung aus Schuldscheindarlehen und länger laufenden Namensschuldverschreibungen. Die Dortmunder Stadtwerke konnten 50 Millionen Euro mit Laufzeiten zwischen fünf und sieben Jahren platzieren. Auch die VNG war mit 100 Millionen Euro und einem Grünen Schuldscheindarlehen vertreten, mit Laufzeiten von 7 Jahren (Spread 55-65bp) und 10 Jahren (Spread 70-80bp). Auch Claas konnte seine Emission erfolgreich platzieren und erhöhte das Volumen von den geplanten 150 Millionen Euro auf 250 Millionen Euro, für Tranchen zwischen sieben und neuneinhalb Jahren.

Seltene Ausübung eines Kündigungsrechts

Variabel verzinste Schuldscheindarlehen können wir variable Kredite auch mit einer Vorankündigung von drei Monaten jederzeit während der Laufzeit gekündigt werden. Das kommt selten vor, doch nun macht die CPI Property von diesem Kündigungsrecht gebraucht. Durch das gesunkene Zinsniveau konnte sich das Unternehmen im Februar deutlich günstiger über den Bondmarkt finanzieren und kündigt deshalb 49 Millionen Euro eines eigentlich erst in 2025 fällig werdenden Schuldscheindarlehens vorzeitig.