Wie schon im Vormonat dominieren auch im Juni wenige, große Unternehmen, die sich mit Finanzierungsanfragen an den Kreis der Schuldschein Investoren wagen. Die Emittenten sind aktuell relativ gut geratet. Dabei wurden nicht alle Emissionen so dramatisch aufgestockt, als wir es aus dem heiß nachgefragten Markt der letzten Jahre kennen. Einzige Ausnahme war im Juni die Emission von Bosch, die ein Rekordvolumen von zwei Milliarden Euro platzieren konnte. Die anderen Unternehmen zeigen sich entsprechend bescheiden, entweder aufgrund einer unsicheren Nachfrage auf Seite der Investoren, oder auch abgeschreckt von deutlich höheren Spreads, die der Markt derzeit einfordert.
Bosch mit zwei Milliarden Emissionsvolumen
Mit Spannung war die Emission vom Automobilzulieferer Bosch erwartet worden. Angekündigt wurden im Vormonat zunächst 500 Millionen Euro. Dass nun ganze zwei Milliarden Euro aufgenommen wurden, überrascht etwas. An den Spreads hat sich trotz der offensichtlich hohen Nachfrage nichts verändert, sie blieben bei den 85-95bp für zwei Jahre, 160-180bp für 10 Jahre und 195-205bp für zwanzig Jahre. Die Langläufer haben zudem einen Mindestkupon von 1,75%- 2%. Möglicherweise besteht bei dem hohen Emissionsvolumen auch ein Zusammenhang zur im April an Bosch vergebenen Kreditfazilität über drei Milliarden Euro, an der 14 Banken beteiligt sind.
Auch die Wacker Chemie konnte ihre Emission von den geplanten 100 Millionen auf 300 Millionen aufstocken. Mit 140-160bp für die vier Jahre und 160-180bp für sechs Jahre war die Emission für das Unternehmen aber kein Schnäppchen.
Huhtamaki aus Finnland konnte ebenfalls 150 Millionen Euro platzieren, mit Laufzeiten bis zu fünf Jahren. Angekündigt hatte das Unternehmen im Vormonat zunächst vorsichtige 75 Millionen Euro.
Das Wort Nachhaltigkeit zieht Investoren an
Der Metallgießer Aurubis ist mit einer an sein Nachhaltigkeitsrating (vergeben durch die ESG Ratingagentur EcoVadis) gelinkten Emission an den Markt getreten. Allerdings erscheint der Auf- oder Abschlag von jeweils nur fünf Basispunkten bei weit entfernt liegenden Strikes ziemlich lächerlich. Bei Spreads von 130-160 Basispunkten für drei Jahre, 160-190 Basispunkten für fünf Jahre und 200-230 Basispunkten für sieben Jahre ist es kein besonderes Wagnis, wenn Aurubis, das aktuell von EcoVadis mit 68 von 100 möglichen Punkten bewertet wird, anbietet, unter 56 Punkten fünf Basispunkte mehr zu zahlen, und über 80 Punkte um fünf Basispunkte weniger Kupon. Von einem besonderen Ernst scheint der Nachhaltigkeitsgedanke zumindest bei diesem Schuldscheindarlehen nicht zu sein. Die interessierten Investoren scheint es nicht zu stören. Sie haben Aurubis 400 Millionen Euro überlassen und können nun auch in ihrem Portfolio das Thema „Nachhaltigkeit“ angeben. Wie gut, dass die EU Taxonomie Regulierung auf ihrem Weg ist.
In den Startlöchern
Vorankündigungen für Emissionen in den kommenden Monaten kommen vom Schokoladenhersteller Barry Callebaut, der mittlerweile mit einer ganzen Reihe großer Emissionen fest am Schuldscheinmarkt etabliert ist. Die Emission soll diesmal sowohl Euro als auch Schweizer Franken Tranchen enthalten und Laufzeiten von zwei bis acht Jahren abdecken. Weitere bekannte Unternehmen, die derzeit Schuldscheinemissionen planen, sind das französische Pflegeheimunternehmen Orpea und der Mobilfunkanbieter Freenet.
Kommunale und öffenltiche Emittenten gefragt
Keine Probleme bei der Platzierung scheinen derzeit kommunale Unternehmen zu haben. Ihre gute Bonität ist gefragt. Entsprechend wagt sich die Thüga AG, ein Energie- und Wasserdienstleister mit rund 100 Stadtwerken, mit einem 10-jährigen Schuldscheindarlehen über 50 Millionen Euro auf den Markt. Laufen soll die Emission allerdings erst im Juli. Und auch die Hallesche Wohnungsgesellschaft plant 30 Millionen Euro über den Schuldscheinmarkt aufzunehmen.
Die Deutsche Flugsicherung will in den kommenden Monaten ebenfalls an den Schuldscheinmarkt. Aktuell sind 250 Millionen Euro geplant. Dank des einwandfreien AAA-Ratings liegen die angebotenen Spreads entsprechend niedrig. Die fünf Jahre werden mit 50-65bp ins Rennen geschickt, die 10 Jahre mit 85-100bp.
Wieder Mindestkupons
Neben höheren Spreads und geringerem Volumen scheint auf Seite der Investoren das Thema Negativzinsen ein wichtiger Punkt zu sein. Zu beobachten sind mehrere Emissionen, die Mindestkupons von 1%-2% für längere Tranchen versprechen. Nachdem im Vor-Corona-Boom der Floor von 0% gefallen war, sind diese hohen Mindestkupons ein deutliches Zeichen dafür, dass Investoren wieder die Oberhand gewinnen.