Das erhoffte Feuerwerk zum Jahresende ist ausgeblieben, und das nicht nur am Himmel sondern auch im Schuldscheinmarkt. Im Dezember waren deshalb nur wenige Lichtblicke zu sehen. Kaum Neuemissionen, Zurückhaltung auf Emittentenseite und nach wie vor große Unsicherheit prägen das Schuldscheinsegment.
Ein geringes Angebot trifft auf ausreichend Nachfrage
Einige Deals gab es dennoch im Dezember. So konnte das Technologieunternehmen Freudenberg Anfang Dezember 500 Millionen Euro über den Schuldscheinmarkt aufnehmen. Die Tranchen haben kurze bis mittlere Laufzeiten, die Spreads sind aber durchaus im niedrigen Bereich: 3 Jahre bei 80-100bp, 5 Jahre bei 100-120bp und 7 Jahre bei 125-145bp. Wie angekündigt kam danach die Kaufhauskette Globus mit 50 Millionen Euro an den Markt (5 Jahre bei 120-135bp und 7 Jahre bei 140-155bp). Erstmals am Schuldscheinmarkt vertreten war die Kaufhauskette Edeka mit 400 Millionen Euro und einer großen Bandbreite an Laufzeiten (3 Jahre bei 75-90bp, 4 Jahre bei 85-100bp, 5 Jahre bei 95-110bp, 7 Jahre bei 110-125bp und 10 Jahre bei 125-140bp).
Stadtwerke Halle mit einer Besonderheit
Eine kleine Besonderheit konnten wir aus der Gruppe der Stadtwerke sehen. Die Stadtwerke Halle konnten besonders lange Laufzeiten platzieren, wie wir sie sonst nur von Länderschuldscheinen kennen. Die Emission selbst war mit 80 Millionen Euro nicht übermäßig groß, hatte aber sehr lange Laufzeiten bis 25 Jahre. Die Spreads lagen gerade bei den längeren Laufzeiten relativ hoch und alle Tranchen ab 12 Jahren waren mit Kuponfloors ausgestattet. Die 8 Jahre gab es bei 80-100bp und einem Floor von 0%, die 10 Jahre bei 100-120bp, ebenfalls einem Floor von 0%. Die 12 Jahre lagen bei 120-140bp und einem Mindestkupon von 1,25%, die 15 Jahre bei 145-165bp mindestens 1,5%, 20 Jahre bei 190-210bp mindestens 2% und die 25 Jahre wurden bei 240-260bp und mindestens 2,5% begeben.
Nachhaltigkeits-Schuldscheindarlehen oder Green Washing?
Mit 200 Millionen Euro konnte sich auch die Dürr AG über frisches Geld aus dem Schuldscheinmarkt freuen. Sie begab ein Darlehen mit dem Namen „Nachhaltigkeitsorientiertes Schuldscheindarlehen“ und weist in ihrer Presseaussendung auf die Wichtigkeit dieser Komponente für die Nachfrage bei Investoren hin. Allerdings dienen die 200 Millionen Euro ausschließlich der Refinanzierung einer im April 2021 fällig werdenden Unternehmensanleihe. Das frische Geld fließt also keineswegs in nachhaltige Projekte, sondern ist eine reine Refinanzierung für allgemeine Unternehmenszwecke. Den Bezug zur Nachhaltigkeit versuchen die Dürr AG und die begleitenden Banken damit zu erklären, dass ein minimaler Anteil der Verzinsung an die Entwicklung des Nachhaltigkeitsratings der Dürr AG geknüpft ist. Abgesehen davon ist das Nachhaltigkeitsrating, das von EcoVadis vergeben wird, nicht unabhängig nachprüfbar noch einsehbar. Die Investoren, die nach Angabe des Unternehmens vor allem Sparkassen und Volksbanken sind, scheint es nicht zu stören, dass ihr Geld nicht in nachhaltige Projekte fließen wird. Die Dürr AG freut sich dennoch über einen Nachhaltigkeitsabschlag bei den Kupons und damit eine wie sie sagt deutlich niedrigere Verzinsung als bei vergleichbaren Finanzierungsinstrumenten. Verkauft wurde das Schuldscheindarlehen zwar schon im Dezember 2020, die 200 Millionen Euro fließen dem Unternehmen aber erst im Januar 2021 zu und fallen somit nicht mehr in die Bilanz 2020.
Buy and Hold ist derzeit ein Nachteil
Bisher galt die fehlende Handelbarkeit von Schuldscheindarlehen als Vorteil. Schließlich ersparen sich Käufer dadurch die mühsame und bilanzwirksame Mark-to-Market Bewertung. Schuldscheindarlehen dürfen Zeit ihres Lebens zu Anschaffungskosten bewertet werden, es sei denn, eine dauerhafte und nachhaltige Wertminderung etwa im Fall der Insolvenz der Emittentin tritt ein. Doch nun scheint sich das Blatt zu wenden. Was bisher ein Vorteil war, belastet das Schuldscheinsegment derzeit. Die Zeiten sind unsicher geworden, und die Corona Maßnahmen lasten schwer auf vielen Bereichen der Wirtschaft. Es ist nach wie vor nicht absehbar, wie das wirtschaftliche Leben weiter geht, wer die negativen Auswirkungen wie und in welcher Wucht zu spüren bekommt und welche Unternehmen in existenzielle Not geraten werden. Das müssen dabei keineswegs Unternehmen sein, die als Emittenten am Schuldscheinmarkt aktiv sind. Es reicht, wenn viele kleine Kreditnehmer von Volksbanken und Sparkassen ihre Kredite nicht mehr tilgen können. Schließlich sind Sparkassen und Volksbanken die wichtigsten Käufer von Schuldscheindarlehen, und sie müssen sich langsam aber sicher Sorgen um ihre Kreditportfolien und ihre Liquidität machen. Für Buy-and-Hold Papiere, die im Krisenfall nicht verkauft werden können, und die nicht als Liquiditätsreserve dienen können, sind das keine guten Voraussetzungen. Hinzu kommt die Inflationsangst, die durch bisher nicht da gewesene Staatsverschuldung und Zentralbankaktivitäten geschürt werden.