Wie bereits im März war auch der April geprägt von der allgemein schlechten Stimmung an den Finanzmärkten aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen von Ausgangssperren, Grenzschließungen, Lieferengpässen und Geschäfts- und Fabriksschließungen. Sorge bereiten Investoren deshalb vor allem jene Schuldscheindarlehen, die in den kommenden Monaten auslaufen und refinanziert werden müssen. Sorge bereiten Investoren Namen wie der Automobilzuliferer Benteler, der über 600 Millionen Euro an Schuldscheinvolumen ausstehen hat, zusätzlich zu geschätzten 1,2 Milliarden Euro an Bankverbindlichkeiten, aber auch das Mobilfunkunternehmen Freenet mit seinen 700 Millionen Euro in Schuldscheinen, die zur Refinanzierung anstehen.

Nur wenige Emissionen im April

Das erste Halbjahr verläuft dieses Mal deutlich ruhiger als gewohnt, was niemanden verwundert. Die Corona Krise hat den gesamten Markt aus dem Gleichgewicht geworfen. Einige wenige Emittenten konnten trotzdem Finanzierungen über den Schuldscheinmarkt aufnehmen. Was überrascht sind die vielen Covenants und Floors, die wieder eingebaut werden, um Investoren in der Krise anzulocken und zu beruhigen. So hat die Schwedische Klovern in ihrer 100 Mio. Euro und USD Emission mit Laufzeiten von drei und fünf Jahren (Spread 100-150bp) gleich mehrere Liquiditäts-Stepup-Kriterien eingebaut, und der Floor von 0%, der in den Vor-Corona-Zeiten gerade drohte zu fallen, findet sich in allen Neuemissionen im April.

Refinanzierungen noch möglich

Noch scheint es möglich Refinanzierungsschuldscheine zu platzieren. Der Automobilzulieferer Schäffler konnte trotz der schwierigen Marktlage 350 Millionen Euro platzieren. Angestrebt waren ursprünglich 300 Millionen Euro. Dass nur um 50 Millionen aufgestockt werden konnte, lässt auf eine schwächer gewordene Nachfrage schließen, trotz Zusage des Unternehmens, den Erlös in die Refinanzierung nachhaltiger Projekte zu investieren. Gängige Usance im Schuldschein Primärmarkt ist es, das zunächst angestrebte Volumen niedrig anzusetzen, um danach ordentlich zu erhöhen und je nach Nachfrage allen Investoren eine hohe oder volle Zuteilung zu geben. Die Flexibilität des Schuldschein-Instruments macht es möglich, auch kurzfristig neue Tranchen und Laufzeiten zu kreieren.

Unternehmen weichen trotzdem auf Kredite aus

Das in der vergleichsweise soliden Pharmabranche angesiedelte Unternehmen Gerresheimer ist eines der Unternehmen, die dieses Jahr noch einen Schuldschein auslaufen sehen. Das Unternehmen hat dabei nicht bis November gewartet, sondern schon jetzt laut Bloomberg einen zweijährigen Überbrückungskredit aufgenommen, um die 190 Millionen Euro im November zu refinanzieren. Laut dem Unternehmen soll diese Brückenfinanzierung zu ruhigeren Zeiten wieder durch einen neuen Schuldschein abgelöst werden. Wie man sieht ist die Verunsicherung am Schuldscheinmarkt groß.

Kommunale Unternehmen sind gefragt

Als Emittenten guter Qualität gelten nach wie vor kommunale Unternehmen. Die 38,5 Millionen große Emission der Stadtwerke Osnabrück waren mit ihren 7 und 10 Jahren gut gefragt und konnten vollständig platziert werden. Damit waren die Stadtwerke unter den ganz wenigen Unternehmen, die sich im April an den Schuldscheinmarkt wagten.

Die österreichische EVN konnte ihre 50 Millionen Euro 10-jährige Schuldscheindarlehen ebenfalls gut platzieren. Obwohl es sich hier um ein grünes Schuldscheindarlehen handelt, ist der Spread mit 120-130bp trotzdem relativ hoch. Scheinbar zieht grün und nachhaltig in Krisenzeiten nicht ganz so gut. Investoren scheinen andere Sorgen zu haben.

Mehrere Emissionen in Vorbereitung

Trotz der Krisenstimmung bei Unternehmen und Investoren sind mehrere Neuemissionen in Vorbereitung. So plant das Immobilienunternehmen ADO nach der Übernahme der Adler Real Estate eine Neuemission mit bis zu 15 Jahren Laufzeit, im Schuldscheinmarkt abseits öffentlicher Emittenten etwas Ungewöhnliches. Schließlich haben Schuldscheindarlehen nach 10 Jahren ein nicht ausschließbares Kündigungsrecht, ausgenommen Emissionen öffentlicher Emittenten. Die geplante Emission wird voraussichtlich eine Rating-Komponente haben, mit einem Step-Up Kupon von 0,5%, sollte das Rating unter die aktuellen Baa3/BBB- rutschen. Das Rating dürfte trotzdem viele Investoren abhalten, zu investieren, weshalb noch zusätzlich diverse Covenants geplant sind, ebenfalls lange nicht gesehen im Schuldscheinmarkt.

Mit einem etwas besseren Rating von Baa1/BBB+ plant auch Bertelsmann eine Emission in den kommenden Wochen, angeblich mit sieben Jahren Laufzeit. Weitere Namen, die im Markt für kommende Schuldscheindarlehen gehandelt werden, sind MTU Aero und Robert Bosch. Allgemein ist die Aktivität deutlich zurückgefahren und vorsichtig.