Die aktuelle Krise ist seit Monaten auch im Schuldscheinmarkt zu spüren. Es gibt sehr wenige Emissionen, und nach und nach verschlechtern sich die Konditionen für viele Emittenten. Wie sehr, das hat Bloomberg Anfang Juli untersucht und die Spreads aus dem zweiten Quartal 2020 mit dem Durchschnitt seit 2016 verglichen. So lag laut Bloomberg der Quartalsdurchschnitt 5-jähriger Tranchen bisher immer bei oder unter 100 Basispunkten. Im zweiten Quartal 2020 lag dieser Schnitt bei 151 Basispunkten. Die Spreads sind dabei eine Sache. Wie wir bereits seit einigen Monaten beobachten, haben sich auch die sonstigen Konditionen wie Floors und Covenants zu Gunsten der Käufer verschoben.

Spreads und Covenants sehen ein Comeback

Der Sommer ist generell nicht die beliebteste Jahreszeit, um Schuldscheindarlehen zu platzieren. Einige Unternehmen haben sich dennoch in den Markt gewagt und durchaus gute Summen platziert. So konnte etwa Freenet 345 Millionen Euro aufnehmen, die hauptsächlich in die Refinanzierung fällig werdender, alter Schuldscheintranchen fließen werden. Die Spreads waren mit 150bp für 3,5 Jahre, 170bp für 5 Jahre und 190 Basispunkten für die 6-jährige Tranche nicht ganz billig. Zusätzlich gibt es eine Net Debt/Ebitda Covenant von <=3x, ein Feature, das wir zumindest in den vergangenen zwei Jahren kaum noch gesehen hatten.

Etablierte Schuldschein-Namen haben auch jetzt einen guten Marktzugang

Für solide Emittenten, die bereits seit Jahren immer wieder am Schuldscheinmarkt aktiv sind, ist der Marktzugang auch jetzt vorhanden. Der Schweizer Schokoladenhersteller Barry Callebaut, der regelmäßig große Volumina platziert, konnte insgesamt wieder 450 Millionen CHF einsammeln. Die Spreads waren auch hier im dreistelligen Bereich. Die fünf Jahre lagen bei 150-170, die 6,5 Jahre bei 160-200, die acht Jahre bei 180-200 und die 10 Jahre bei 200-220 Basispunkten im Deal, der wieder sowohl in Euro als auch Schweizer Franken angeboten wurde.

Auch Problemfälle

Der Automobilzulieferer Benteler ist einer jener Namen, die derzeit mit Sorge im Schuldscheinmarkt besprochen werden. Noch dürften mehrere hundert Millionen Euros an Schulschein-Nominal ausstehend sein und unter Stundungs- und Restrukturierungsverhandlungen fallen. Damit reiht sich Benteler in die Liste möglicher Ausfälle, ist vom ausstehenden Volumen betrachtet aber aktuell einer der schwerwiegendsten. Der Kunststoffspezialist Nanogate und das Technologieunternehmen Schlemmer, die beide ebenfalls in Schwierigkeiten sind, dürften nur noch niedrige zweistellige Millionenbeträge im Schuldscheinmarkt ausstehend haben.

Qualität ist wichtiger denn je

Als öffentlicher Versorger konnte die Thüga AG 70 Millionen Euro einsammeln. Der Spread für die 10-jährige Tranche lag trotz der guten Bonität von Thüga immer noch bei 95-105bp, und die Emission war mit einem Mindestkupon von 1% versehen. Weit weg scheinen die Zeiten, in denen Marktteilnehmer die Abschaffung des Floors von 0% vorhergesagt haben.

Schuldscheinmarkt ist mit seiner Schwäche nicht alleine

Die Corona-Krise trifft nicht nur den Schuldscheinmarkt, sondern den gesamten Loan- und Kreditmarkt. Die aktuellste Bank Lending Survey der EZB und aktuelle Umfragewerte der Loan Market Association LMA zeigen, dass sich die Konditionen für Unternehmen verteuert haben und die Kreditvergaberichtlinien bei Banken verschärft wurden. Das trifft direkt auch den Schuldscheinmarkt, denn vielfach dienen Schuldscheindarlehen als Kreditersatzgeschäft. Wie sich die möglicherweise auf uns zukommende Bonitätskrise zusätzlich zur Liquiditätskrise in den kommenden Monaten und Jahren auf den Schuldscheinmarkt auswirkt, wird sich zeigen. Die aktuell schwachen Emissionszahlen, die steigenden Spreads und die insgesamt schlechteren Konditionen in Form von Floors und Covenants lassen zumindest kurzfristig wenig Optimismus zu.